Antiquariat Bernard Richter, Baden-Baden, Germany







7./8. Oktober 1744 | 8./9. Oktober1744 | 9./10. Oktober 1744


Diese Nacht war beglückend vor allem anderen, denn ich sah das Reich der Unschuld [Regnum innocentiae] . Das war der schönste Garten, den man sich nur denken kann. War in Liebe mit einer Frau zusammen, doch entsinne ich mich ihrer nicht mehr genau. Als ich zurückging, kam ein kleines hüsches unschuldiges Kind zu mir und sagte, die Frau sei fortgegangen, ohne sich zu verabschieden. Das Kind bat mich, ihm ein Buch zu kaufen, das es mitnehmen wollte, es mir aber nicht zeigte. Ich erwachte.Dann träumte ich, dass ich eine Gesellschaft in meinem Hause, ein alleinsteheder Palast, auf meine Kosten bewirtete. Bekannte waren da, darunter Reichsrat Lagerberg, Ehrenpreuss und andere, Unbekannte. Alle Bewirtung ging auf meine Kosten. Ich dachte, das würde mich teuer zu stehen kommen. Wurde aber unbekümmert, als ich merkte, daß der alles bezahlte, dem das Besitztum gehörte und der es mir zeigte. Daß ich im Reich der Unschuld war und die anderen weltlichen Herren bewirtete, ohne alle zu kennen, bedeutet vielleicht meine Arbeiten, daß ich mit ihren Gegenständen nicht völlig vertraut war, obwohl ich sie behandelte, oder etwas anderes. Das Kind war die Unschuld selber, das rührte mich sehr und ich möchte in einem Reich leben, wo alles unschuldig wäre. Bedauerte, daß ich beim Aufwachen nicht mehr dort war. Was die Frau bedeutet, die ohne Abschied fortging, weiß ich nicht.

Konnte am folgenden Tag, dem neunten Oktober, so scharf sehen, daß ich die klein gedruckte Bibel ohne die geringste Schwierigkeit lesen konnte.










Über Emanuel Swedenborgs Traumtagebuch