|
Diese Nacht war mir, als ginge ich in vielen Räumen viele Treppen hinunter, doch ging ich sicher und getrost und die Tiefe war mir keine Gefahr. Da fiel mir im Traum der Vers ein, daß weder Abgrund noch andere Fährnis, weder künftiges ...
Dann glaubte ich mit mehreren Leuten bei einem Pfarrer zum Essen zu sein. Ich bezahlte für die Mahlzeit ungefähr einen Louisdor, also mehr als nötig war. Aber auf dem Heimweg fand ich zwei silberne Gefäße bei mir, die ich vom Tisch fortgenommen hatte. Es tat mir leid und ich wollte sie zurückschicken, überlegte, wie ich es bewerkstelligen könnte. Bedeutet, glaube ich, daß ich in der Versuchung meine Schuld durch Gottes Gnade bezahlt habe und zwar durch Gottes Gnade mit mehr als nötig war und dadurch in geistlichen Dingen weit gefördert worden bin. Die Silbergefäße, die ich dem Pfarrer zurücksenden wollte, bedeuten, daß ich der Kirche zu Gottes Ehre auf irgendeine Weise etwas wiedergeben soll, was, wie mich dünkt, auch geschehen wird.
Dann war ich mit sehr vielen Begleitern bei einem andern Pfarrer, bei dem ich früher schon einmal gewesen war. Als wir ausstiegen, meinte ich, wir wären zu viele, um bei dem Pfarrer einzukehren. Es gefiel mir nicht, daß wir so viele waren und dem Pfarrer Mühe machten. Bedeutet: daß ich viele Gedanken hatte, die ich nicht haben durfte. Ich konnte meine Begleiter nicht im Zaum halten. Sie glichen Polacken und umherstreifenden Husaren, wie ich sie auch früher schon im Traum sah. Endlich schienen sie aber fortzugehen.
Ich wurde in Versuchung geführt, daß mir Gedanken kamen, die ich nicht im Zaum halten konnte. Sie waren so stark, daß sie alle meine andern Gedanken verdrängten, nur um einmal die Freiheit zu haben, sich der Kraft des Heiligen Geistes zu widersetzen. Die Versuchung war so stark, daß, wenn Gottes Gnade nicht viel stärker gewesen wäre, ich ihr hätte nachgeben oder verrückt werden müssen. Zuweilen konnte ich für eine kurze Weile meine Gedanken nicht dazu bringen, sich Christus vorzustellen, wie ich ihn in jenem Augenblick gesehen hatte. Dann aber kam Leben und Kraft des Heiligen Geistes wieder so über mich, daß ich fast den Verstand verloren hätte. Das sollte der Traum von dem andern Pfarrer bedeuten. Ich kann diese Versuchungen mit zwei Gewichtsschalen vergleichen. Auf der einen liegt unser Wille und unsere böse Natur, auf der andern Gottes Kraft. Zuweilen stellt uns der Herr auf die Probe und läßt beide Schalen zum Gleichgewicht kommen. Sobald aber unsere böse Natur die eine Schale herabzieht, hebt er sie wieder hinauf. Auch in weltlichen Dingen mache ich die Beobachtung, daß es so wenig unsere Kraft ist, die die gute Schale bewegt, daß sie eher der Kraft des Geistes entgegensteht, anstatt sie zu unterstützen. So ist alles nur das Werk unseres Herrn, von ihm so eingerichtet.
Da merkte ich, daß in diesen Gedanken Einsichten zur Klarkeit kamen, die ich schon lange zuvor gehabt hatte. Ich erkannte die Wahrheit des Wortes Gottes, daß es nicht das kleinste Wort oder den geringsten Gedanken gibt, den Gott nicht weiß und wofür wir uns nicht zu verantworten hätten und nicht der Gnade Gottes bedürften. Ich habe gelernt, daß es das einzige ist, Gott in Demut für seine Gnade zu danken, sie zu erbitten, und unsere Unwürdigkeit sowie Gottes unendliche Güte zu erkennen.
Wunderbar war, daß ich gleichzeitig zwei ganz verschiedene Arten von Gedanken haben konnte, einmal meine eigenen wechselnden Gedanken, von denen ich ganz in Anspruch genommen wurde und daneben die Gedanken der Versuchung. Die einen konnten die andern nicht verdrängen. Dies benahm mich so, daß ich nicht aus noch ein wußte, denn immer war das in mir. Später, als mir Gedanken in Erinnerung kamen, welche ich vor langer Zeit gehabt hatte und die in mir eingewurzelt waren, schien mir jemand zu sagen, darin läge vieles, das zu meiner Entschuldigung dienen könnte. Dies war eine große Versuchung, ebenso, daß ich das Gute, das ich getan oder besser, das durch mich getan wurde, mir zuschrieb. Doch der Geist Gottes verwehrte mir das und machte mich anderen Sinnes. Diese letzte Versuchung war viel stärker als die vorige, da sie ins Innere drang. Dagegen hatte ich stärkere Beweise des Geistes, denn ich brach zuweilen in Schweiß aus. Mir war, als würde ich nicht mehr verdammt werden, denn ich hatte den starken Trost, daß mir Gnade gegeben sei. Ich sollte mich aber selber entsühnen und freimachen. Oft brach ich in Tränen aus, nicht vor Kummer, sondern vor inniger Freude, daß unser Herr einem so großen Sünder so große Gnade erweisen wollte. Und so kam ich zu dem Schluß, daß es das einzige sei, sich in Demut der Gnade unseres Herrn hinzugeben, die eigene Unwürdigkeit einzusehen und Gott in Demut zu danken für seine Gnade. Denn jede Verherrlichung ist unrein, wenn sie auf eigene Ehre hinausläuft, sei es, daß es die Verherrlichung der Gnade Gottes oder einer andern Auszeichnung ist.
Als ich in solchen Gedanken war, hielt ich es manchmal für möglich, daß mich jemand für einen heiligen Mann nehmen und mich deshalb verehren könnte, ja, daß mich jemand, wie es bei gewissen einfältigen Leuten vorkommt, als vermeintlichen Heilgen nicht nur verehren, sondern sogar anbeten könnte. Da merkte ich, wie ich im Eifer willens war, einem solchen alles erdenkliche Böse anzutun, nur damit er sich diese Sünde nicht auflüde. Mit ernsten Gebeten glaubte ich unseren Herrn versöhnen zu müssen, damit ich keinen Anteil an einer so verdammenswerten Sünde hätte, denn Christus allein, in dem alle Göttlichkeit vollkommen ist, darf angebetet werden, denn er nimmt den größten Sünder zu Gnaden an und rechnet uns unsere Unwürdigkeit nicht zu. Darum müssen wir uns im Gebet nur an ihn wenden. Er ist allmächtig und der einzige Mittler. Was er für diejenigen tut, die Heilige werden, ist sein Verdienst und nicht das unsrige. So sollen wir ... Ich erkannte, daß ich unwürdiger als alle anderen und der größte Sünder sei, da unser Herr mir gegeben, in gewissen Dingen tiefere Gedanken zu haben als viele andere. Dort aber, in den Gedanken, aus denen die Taten kommen, entspringt die Sünde. Daher kommen meine Sünden aus einem tieferen Grund als die vieler anderer. So erkannte ich meine Unwürdigkeit und erkannte, daß meine Sünden größer waren als die der andern. Denn es genügt nicht, daß man seine Unwürdigkeit bekennt, denn dies sieht der Herr nicht an, da es auf Heuchelei beruhen kann. Aber einzusehen, daß man unwürdig ist, das ist Gnade des Geistes.
Als sich jetzt in meinem geistigen Zustande darüber nachdachte und versuchte, durch mein Denken zur Klarheit zu gelangen und zu erkennen, wie ich alles Unreine meiden könne, merkte ich doch, wie die Sünde sich bei jeder Gelegenheit hervordrängte und meine Gedanken in Eigenliebe verkehrte. Wenn mich etwa einer nicht nach Gebühr beachtete, dachte ich immer: wüßtest Du, welche Gnade mir erwiesen wurde, so würdest Du anders gegen mich sein. Ich erkannte, daß das unrein und eitel sei und bat Gott um Verzeihung. Ich wünschte, daß auch andern dieselbe Gnade wiederfahren möchte, und bedachte, daß sie sie ja vielleicht schon erfahren hatten oder später erlangen würden. An meinen selbstischen Gedanken erkannte ich deutlich den verruchten Apfel, der Adams Fall war, die Erbsünde, von der ich noch nicht gerettet war. Ja, diese und noch unendlich viele andere Sünden lagen in mir verborgen.
Ich hörte einen Mann bei Tisch seinen Nachbarn fragen, ob jemand trübsinnig sein könne, der Überfluß an Geld habe. Ich lächelte in Gedanken; und wenn ich gefragt worden wäre und wenn es sich in der Gesellschaft geziemt hätte, würde ich geantwortet haben: wer im Überfluß lebt kann in noch höherem Maße dem Trübsinn verfallen, da es sich beim Trübsinn um Seele, Sinne und Geist handelt. Ich wunderte mich, daß diese Frage berührt wurde. Ich kann diese Wahrheit um so mehr bezeugen, als mir durch Gottes Gnade alles, was ich an irdischem Gut bedarf, im Überfluß beschert ist, so daß ich von meinem Einkommen reichlich leben und meine Pläne ausführen kann und noch Geld übrig habe. So kann ich bezeugen, daß die Betrübnis oder Melancholie, die aus Geldnot entsteht, geringerer und leichterer Art ist und jener geistigen nicht gleich kommt. Aber in dieser inneren Melancholie wirkt die Kraft des Geistes; weiß nicht, ob auch in der anderen, die große geistige Not macht. Doch darauf will ich nicht weiter eingehen.
Sah Bücherborde. Glaubte , daß meine Arbeit mehr Erfolg als die anderer haben würde, änderte jedoch meine Ansicht dahin, daß einer dem andern dienen müsse, und unser Herr tausend Mittel habe, um uns zu bereiten. Daher müsse man jedem Buch seinen eigenen Wert beimessen, und je nach dem Verstand der einzelnen sei es ein starkes oder schwaches Mittel. Gott, der die Macht in Händen hat, möge meinen Hochmut, der gleich wieder auftauchen wollte, zähmen!
Gottes Gnade war so groß: Als ich den Entschluß faßte, meine Gedanken rein zu halten, empfand ich eine innige Freude, die aber mit körperlichem Schmerz verbunden war, denn der Körper konnte die Freude der himmlischen Seele nicht ertragen. So überließ ich mich demütig Gottes Gnade. Er tue mit mir nach seinem Wohlgefallen. Gott verleihe mir Demut, daß ich meine Erbärmlichkeit, Unreinheit und Unwürdigkeit einsehe.
Unterdesssen lebte ich in derselben Gesellschaft wie früher, und keiner konnte im geringsten [Streichung] mir irgendwelche Veränderungen aus Gottes Gnade [Streichung] aber ich wußte, was es [Streichung] wagte nicht zu reden von der mir widerfahrenen großen Gnade, denn ich fühlte, daß es meine Bekannten nur dazu führen würde, dieses oder jenes von mir zu denken , je nachdem sie Feinde oder Freunde waren; auch könnte es nichts nützen [Streichung] von der Verherrlichung der Gnade Gottes [Streichung] zu Eigenliebe. Mir schien, ich könne mich am besten mit einem Bauern vergleichen, der zu einem Fürsten oder König der Welt erhoben ward und alles besaß, wonach sein Herz verlangte, der aber doch in seinem Innern ein Gefühl trug, das ihn bewog, werden zu wollen, was er noch nicht war. Aus diesem Gleichnis sieht man, daß es [Streichung] Deine gnädige Hand ist, die große Freude gibt. Doch trug ich Furcht, daß der Bauer sich nicht der Gnade anheim geben würde.
d. 7 X 8
War hela natten huru jag gick diupt nehr, för stegar och andra rum, men hel tryggt och säkert, så at diuphet
|