Antiquariat Bernard Richter, Baden-Baden, Germany







18./19. April 1744 | 21./22. April 1744 | 22./23. April 1744



Mir war, als irrte ich im Dunkeln umher und hatte den Kontakt mit den andern verloren. Ich tastete mich an einer Wand entlang und kam endlich zu einem stattlichen Haus. Hier waren viele Leute, die sich wunderten, daß ich auf diesem Wege kam. Ich sagte, ich hätte dort einen Eingang vermutet, aber sie sagten, es gäbe da keinen. Bedeutet, daß ich an diesem Tag in die Irre gegangen bin.

Ich träumte von einem großen Hund . Er kroch unter meine Bettdecke und leckte mich am Hals. Ich fürchtete, er würde mich beißen, aber das tat er nicht. Jemand sagte, er würde mich nicht beißen. Bedeutet, daß ich Nebengedanken gehabt habe, denen ich mich verschließen muß, um an das Heilige zu denken.

Hierauf war ich mit Komödianten zusammen. Jemand sagte, ein Schwede sei gekommen und wolle zu mir. Wir fuhren nach Hause und errichteten eine große Treppe für ihn. Dann war da eine in Decken gewickelte Hündin mit einem Jungen, das sie säugte. Bedeutet, daß ich sehr verwerfliche Gedanken gehabt habe. Dann hing etwas an einer Angel und wollte nicht loslassen. Endlich in einem anderen Raum wurde es abgerissen. Bedeutet, daß ich davon erlöst bin.

In einem Traumbild sah ich, daß etwas in der Luft zerrissen wurde. Bedeutet wahrscheinlich, daß meine doppelten Gedanken auseinander gerissen werden sollen. Als ich erwachte, hörte ich das Wort: "alles Gnade". Bedeutet, daß alles, was geschieht Gnade und zu meinem besten ist.

Dann überkam mich Zweifel. Ich glaubte, weit von Gott getrennt zu sein, weil ich nicht mehr so lebendig an ihn denken konnte. Mir kamen Zweifel, ob ich nach Hause reisen sollte. Mich erfaßte körperliche Unruhe und ich verwickelte mich in Bedenken und Gegenbedenken. Aber ich faßte Mut und erkannte, daß ich Bestes tun würde zu Gottes Ehre; denn ich habe Kräfte des Geistes empfangen, und alles hat mich gefördert. Der Geist war mit mir von meiner Jugend an und half mir zu meinem Ziel. Nur muß ich den rechten Weg gehen, sonst wäre mein Leben unwürdig. Darum lächelte ich über alle Verlockungen des Verführers, über Reichtum, Hochmut und Wollust, denen ich früher gefolgt war. Jetzt erschien mir alles eitel und glücklich und zufrieden derjenige, dem das nichts bedeutet. So lächelte ich über Gedanken, die den Wert jener Dinge beweisen wollten und entschloß mich zum Bleiben, im Vertrauen auf Gottes Hilfe. Gott möge mir helfen.

Ich glaubte ein Huhn gackern zu hören, als hätte es eben ein Ei gelegt. Dachte weiter nach, daß der Glaube zwar in einem sicheren, von Gott empfangenen Trost besteht, aber auch Werke zeitigen müsse. Ein jeder muß mit dem ihm verliehenen Pfund seinem Nächsten Gutes tun. Und mehr noch, man muß es aus Glauben tun, auch wenn es dem Körper Unlust bereitet und den Neigungen widerspricht. So ist ein Glaube ohne gute Werke kein rechter Glaube: man muß sich völlig selbst verleugnen.