Antiquariat Bernard Richter, Baden-Baden, Germany







12./13. April 1744 | 13./14. April 1744 | 14./15. April

Mir war, als wirkte die Gnade des Geistes die ganze Nacht an mir. Sah meine Schwester Hedwig, wollte aber nichts mit ihr zu schaffen haben. Das bedeutet, ich soll meine Arbeit "Oeconomia animalis" nicht mehr anrühren, sondern liegen lassen. Nachher sagte meine Schwester zu ihren Kindern, denen die Zeit lang wurde, sie sollten hinaus gehen und lesen, sie könnten auch ruhig Karten oder Brett spielen. Da setzten sie sich hin, um sich mit diesen Spielen zu zerstreuen und aßen dann. Bedeutet, glaube ich, daß spielen nichts Unrechtes ist, wenn man es recht tut.

Ich lag bei einer Frau, die nicht schön war, ich hatte sie aber doch gern. Sie war sonst wie andere, die ich nahm, nur da vorn hatte sie gleichsam Zähne. Glaube, es war Archenholz in Frauengestalt. Was es bedeutet, weiß ich nicht. Entweder, daß ich kein Frauenzimmer anrühren soll, oder daß man in politicis die Zähne zeigt oder etwas anderes.

Den ganzen Tag befand ich mich in zwiespältigen Gedanken, die das Geistige verspotten und vernichten wollten. Es war eine starke Versuchung, aber durch Gottes Gnade gelangte ich dahin, meine Gedanken auf ein Holz und damit auf Christi Kreuz zu richten. So oft ich das tat, vergingen die andern Gedanken von selbst. Ich kam mit diesen Gedanken so weit, daß ich den Versucher mit dem Kreuz zu verdrängen und zu verjagen glaubte. So war ich eine zeitlang befreit. Doch mußte ich die Gedanken fest auf das Kreuz richten. Sobald ich es aus meinem Denken und inneren Schauen verlor, fiel ich wieder in Versuchung. Gott sei Lob, der mir diese Waffe gegeben hat. Gott möge mir in Gnaden verleihen, daß ich meinen gekreuzigten Heiland stets vor Augen habe. Ich wagte nicht, meinen Jesus so wie damals zu sehen, weil ich ein unwürdiger Sünder bin, denn dann müßte ich auf mein Angesicht fallen. Aber Jesus verleiht mir seinen Anblick, ihn darf ich im Bilde des Gekreuzigten sehen.