Antiquariat Bernard Richter, Baden-Baden, Germany







26./27. Juni 1744 | 1./2. Juli 1744 | 3./4. Juli 1744

Mir geschah etwas Wunderbares. Mich überfiel ein heftiges Zittern wie damals, als mir Christus seine göttliche Gnade erwies. Dies wiederholte sich ungefähr zehn bis fünfzehn Mal nacheinander. Ich erwartete, daß ich auf mein Gesicht geworfen würde wie das letzte Mal, aber es geschah nicht. Bei dem letzten Schauer wurde ich emporgehoben und fühlte mit den Händen einen Rücken, umfaßte den Rücken und die Brust. Sogleich legte die umfaßte Gestalt sich hin, und ich sah ihr Gesicht, aber nur sehr undeutlich. Ich kniete nieder und dachte, ob ich mich neben sie legen sollte, aber das schien mir nicht erlaubt zu sein. Das Beben ging unten vom Körper aus und hinauf bis zum Kopf. Dies geschah in einer Vision, da ich weder wach war noch schlief, denn ich hatte alle meine Gedanken beisammen. Der innere Mensch, der von dem äußern getrennt war, empfand dies. Als ich schon ganz wach war, überfielen mich noch mehrere Male derartige Schauer des Körpers. Die Gestalt muß ein heiliger Engel gewesen sein, da ich nicht auf mein Angesicht geworfen wurde. Was es bedeuten soll, weiß unser Herr am besten. Vorher wurde mir, glaube ich, gesagt, ich sollte für meinen Gehorsam einen Lohn empfangen. Gott hat meinem inneren und meinem äußeren Menschen Gnade erwiesen. Ihm sei Lob und Ehre. Aus allen diesen Anzeichen ersehen ich, daß ich die veritates de sensationibus internis erforschen soll, aber von hinten aus, denn von vorne sind sie undeutlich. Bevor die Erscheinung kam, wurde mir, glaube ich, gesagt, das sei eine Gnade im Hinblick auf das, was ich bis jetzt gearbeitet hätte. Dies schien mir auch daraus hervorzugehen, daß ich mein schlechten Heller in bessere Münze wechselte; selbst etwas Gold wurde mir gegeben, doch war auch Kupfer dabei.
Über Emanuel Swedenborgs Traumtagebuch